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Träume



Der Ort, wo ich wohne, hat sich verändert. Es ist lauter geworden, die Wiesen sind zu Baustellen und schliesslich zu neuen Häusern geworden, alte Freunde ziehen langsam weg, neue Leute ziehen her. Vertrautes wird fremd. Der Lauf der Dinge zieht sich dahin.


Aber ich brauche frische Luft, ich brauche Platz zum Atmen, ich brauche Stille, ich brauche Natur. Gerade, wenn es laut ist, fühlte ich mich eingeengt. Ich fühle mich nicht mehr ganz frei. Nicht so, wie ich mich hier als Kind gefühlt habe. Und trotzdem bin ich immer noch am selben Ort

.

Manchmal spüre ich eine Sehnsucht, wegzugehen, in die Natur, in die Stille. Mich von der Welt etwas zu «disconnecten». Manchmal fühlt sich alles schwer an und jeder meiner Schritte kostet Überwindung. Aber ich möchte atmen können, ohne Angst zu haben, ich möchte mich frei fühlen. Oftmals, wenn ich in der Natur bin, fühle ich diese Freiheit. Ich spüre, wie der Druck von mir weggenommen wird, etwas leisten zu müssen, oder irgendjemandem etwas beweisen zu müssen. Die Natur erwartet nichts von mir. Sie lässt mich sein, wie ich bin. Ich möchte mehr in der Natur sein, mich öfters wie mich selber fühlen können.

Ich weiss nicht, ob das nur mir so geht, aber oftmals, besonders dann, wenn es mir schwerfällt, den nächsten Schritt zu machen, warte ich darauf, bis mir irgendwer sagt, was ich tun soll. Ich habe Angst, etwas Falsches zu tun. So warte ich, und obwohl ich still verharre, wünsche ich mir, dass sich irgendwas verändert. Nur möchte ich nicht die Entscheidung treffen, etwas zu ändern, weil ich Angst habe, dass diese Entscheidung dazu führt, dass ich mich noch schlechter fühlen werde. Es fühlt sich an, als würde ich neben einem Bahngleis stehen, ich beobachte die Leute in den Zügen, wie sie sich von Ort zu Ort bewegen, aber ich bleibe still am selben Ort stehen. Und in einen Zug zu steigen, dass traue ich mich nicht. Wer weiss, wo ich dann lande.


Was jedoch passiert, währenddem ich warte, dass sich etwas verändert, ist meistens, dass ich in dieser Zeit unzufriedener werde. Weil etwas nicht mehr passt. Ich möchte nicht mehr hier sein. Es ist, als ob ich aus meinen Kleidern hinauswachse, alles drückt, ist eng und zu klein, aber anstatt die Kleidung abzulegen und mir neue zuzutun, harre ich aus in den alten, weil ich Angst habe, dass die neue Kleidung nicht so gut passen wird wie die alte. Dabei passt diese doch schon lange nicht mehr und ich bleibe stecken in dieser alten, viel zu engen Kleidung.


Es ist normal, dass wir irgendwann aus etwas herauswachsen, dass einmal gepasst hat. Manchmal ist es wichtig, dann eine Weile Geduld zu haben, das, was man hat, versuchen zu schätzen und herauszufinden, was man eigentlich möchte. Das finde ich gar nicht immer so einfach. Es gibt so viele verschiedenen Wege, so viele Menschen, die einen eigenen Weg haben. Es sind nicht immer die eigenen Eltern, die Geschwister, die Freunde, die mir meinen Weg für mich selber vorgeben können. Wir müssen herausfinden, was uns selber wichtig ist. Nicht nur in diesem Moment, sondern etwas, das von Herzen kommt, etwas, dass tief in mir ist, vielleicht etwas, das ich vielleicht schon als Kind gerne gemacht habe. Und manchmal braucht es Geduld, herauszufinden, was ich wirklich möchte.


Vielleicht sind es viele kleine mutige Schritte, die wichtig sind. Den Mut zu haben, Ausschau zu halten nach etwas anderem. Den Mut zu haben, sich im Herzen langsam von etwas altem zu verabschieden und sich etwas Neuem zuzuwenden. Geduld und Mut in einem haben.


Ich habe meine Träume, ich habe meine Vorstellungen. Und es ist normal, dass ich mich manchmal ein wenig darin verliere. Aber darin darf ich nicht vergessen, dass ich mitten im Leben stecke. Und das Leben ist jetzt. Es wartet nicht, bis der Traum endlich Realität geworden ist. Ich tue, was ich kann, treffe mutig meine Entscheidungen, und vertraue darauf, dass alles weitere noch folgen wird.


Irgendwo gibt es einen Ort, an dem ich wieder zuhause sein werde. Auch wenn ich nicht weiss, wo das sein wird. Ich versuche weiterhin, zu vertrauen und ich bete darum, Geduld zu haben, für die Dinge, jetzt noch nicht sind, aber auch Mut zu haben, für die Dinge, die jetzt wichtig sind. Eine Weile muss man sich vielleicht gedulden. Und darauf vertrauen, dass wenn meine Gelegenheit kommt, ich den Mut haben werde, sie zu ergreifen.

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